Dr. Paul Baltus: geb.: 7/11/1953, verh. 3 Kinder
Ausbildung zum Arzt in Namur, Essen, Aachen, Ausbildung zum Facharzt in Aachen. 2 Jahre lang nach Erlangung des Fachtarzttitels: Oberarzt am Marienhospirtal Aachen. Seit 1984 Facharzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am St. Nikolaus Hospital Eupen. Berater an der Abteilung Gyn&Geburtshilfe des citadelle Krankenhauses in Lüttich. Titularchirurg für Brustchirurgie der Brustklinik Verviers-Eupen. Mitglied mehrerer wissentschaftlichen Vereinigungen.
Lampson Beate
Cleners Patricia
SPORT IN DER SCHWANGERSCHAFT
Die körperlichen Belastungen müssen den physiologischen Veränderungen in einer Schwangerschaft Rechnung tragen. Die bisherigen sportlichen Aktivitäten können bei Eintritt einer Schwangerschaft beibehalten werden. Eine leistungsorientierte Sportausübung oder Wettkämpfe sind nicht zu empfehlen.
Voraussetzung für ein regelmäßiges Training ist eine unkomplizierte Schwangerschaft. Bei Komplikationen soll die sportliche Betätigung überdacht und angepasst sowie der Frauenarzt konsultiert werden.
Grundsätzlich sollte eine Schwangerschaft nicht die Lebensphase sein, um die sportliche Leistungsfähigkeit zu verbessern. Unter Beachtung der aufgeführten allgemeinen Trainingshinweise, Vorsichtsmaßnahmen und Kontraindikationen ist ein körperliches Training zum Erhalt der Fitness angezeigt. Bei sportlich bisher nicht aktiven Frauen sollte die Trainingsdauer und -häufigkeit langsam auf 3- bis 4-mal 30 min/Woche gesteigert werden. Bei Leistungssportlerinnen kann ein der Schwangerschaft angepasstes Basisausdauertraining durchgeführt werden. Es zeigt sich, dass hierdurch die Ausdauerleistungsfähigkeit nur geringfügig abnimmt und nach dem Wochenbett schnell wieder erreicht wird [4, 5]. Von einem Maximalkrafttraining sollte abgesehen werden, da durch einen erhöhten abdominalen Druck die uterine Perfusion möglicherweise reduziert wird. Das potenziell erhöhte Verletzungsrisiko durch die Veränderungen im muskuloskelettalen System scheint bei Athletinnen im Vergleich zur Nichtsportlerin vermindert zu sein. Ursache hierfür sind die trainingsbedingt verbesserte Koordination und erhöhte Muskelkraft.
Besonders für Leistungssportlerinnen ist eine sorgfältige sportmedizinische und gynäkologische Betreuung und Überwachung angezeigt. Training und Ernährung sollten gemeinsam festgelegt werden und regelmäßige Untersuchungen von Mutter und Kind erfolgen. Da die meisten Leistungssportlerinnen ein gutes Körpergefühl haben, sollten auch kleinste Veränderungen zur Sicherheit mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Bei Frauen mit GDM oder Risikofaktoren ist eine sportliche Betätigung in Kombination mit diätetischen Maßnahmen sinnvoll. Hierbei ist eine entsprechende Überwachung angezeigt.
Allgemeine Hinweise für ein moderates Training
Neben einem aeroben Ausdauertraining (Tab. 1) sollten Kräftigungsübungen durchgeführt werden. Die angestrebten Herzfrequenzen wurden gegenüber der Vergangenheit modifiziert und mit 220 minus Alter (davon etwa 70–80% als Herzfrequenzzonen) in den SOGC-Guidelines [6] postuliert.
• Frauen im Alter von 20–29 Jahren: 135–150 HF,
• Frauen im Alter von 30–39 Jahren: 130–145 HF,
• Frauen im Alter von >40 Jahren: 125–140 HF.
Die individuelle Variabilität durch unterschiedliche Ruhe-HF und große Unterschiede in der maximalen HF ist dabei zu berücksichtigen.
Für untrainierte oder übergewichtige Frauen ist die Definition der anstrengenden Aktivität auch über die HF-Reserverate (HFmax – HFRuhe) gegeben ( ≥ 60% HFRuhe). Das Training kann individuell über % HFRuhe und die Borg-Skala (Belastungsgrad; [7]) gesteuert werden.
Die subjektive Körperwahrnehmung sollte Beachtung finden: Durch KA ausgelöste Uteruskontraktionen oder Bauchspannungen sind wichtige Zeichen.
Cave: Die Kindsbewegungen sollten nicht weniger als 10 in 12 h sein.
Krafttraining während der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft kann ein Krafttraining folgendermaßen aussehen [8]:
• 1- bis 2-mal/Woche 8–10 Krafttrainingsübungen,
• geringeres Gewicht, mehr Wiederholungen,
• keine freien Gewichte,
• keine Rückenlage im 2. und 3. Trimenon,
• Valsalva-Manöver vermeiden.
• Höre auf Deinen Körper!
Leichtes Krafttraining innerhalb des 2. und 3. Trimenons hat keine negativen Auswirkungen auf das Geburtsgewicht und auf die gesamte Gesundheit [8]. Eine ausreichende Kohlenhydrat- und Flüssigkeitszufuhr, vorwiegend bei Ausdauerbelastungen, ist wichtig, um die Versorgung von Mutter und Fetus sicherzustellen und das Thromboserisiko zu senken. Extreme Beschleunigungen oder extremes Abbremsen des Körpers sind zu vermeiden. Durch schnelle Rotation um die Körperlängsachse in wechselnden Richtungen dreht sich auch das Kind mit. Da das Kind im Fruchtwasser wie ein Drehkreisel durch seine träge Masse sich jedoch nur verzögert mitdreht und dann verzögert wieder abgebremst wird, drohen dadurch Nabelschnurumschlingungen. Wie schnell diese entstehen können, ist mit letzter Sicherheit wissenschaftlich nicht untersuchbar.
Übungen mit einer deutlichen Erhöhung des intraabdominalen Drucks sind zu vermeiden. Ab der 28. Schwangerschaftswoche sollte zur Vermeidung eines V.-cava-Kompressionssyndroms Sport in Rückenlage vermieden werden.
Ohne Schwangerschaftskomplikationen können somit Frauen mit größerer Fitness während der Schwangerschaft auch intensiver trainieren, sie nehmen weniger an Gewicht zu, erhalten besser ihre Körperkomposition (mehr Muskelmasse, weniger Fettmasse) und haben dadurch ein geringeres Risikoprofil im späteren Leben. Der größere Energieumsatz mit intensiver Aktivität erreicht die besten Gesundheitsfolgen für Mutter und Kind [9]. Intensiveres Training ist auch für übergewichtige Schwangere ein wichtiges Ziel.
Kontraindikationen
Bestehen internistische oder geburtshilflich-gynäkologische Risikofaktoren, so ist von einem Training in der Schwangerschaft abzusehen und eine eingehende fachärztliche Beurteilung notwendig [4]. Zu den internistischen Risikofaktoren gehören hämodynamisch wirksame Herzerkrankungen, restriktive Lungenerkrankungen mit Thoraxschmerzen oder Atemnot, frisch durchgemachte Infektionen, Bluthochdruck. Als geburtshilflich-gynäkologische Risikofaktoren sind zu nennen: Zustand nach Sterilitätstherapie, Uterusfehlbildungen, Fehl- oder Frühgeburten bei einer vorherigen Gravidität, Mehrlingsschwangerschaft mit erhöhtem Risiko für vorzeitige Wehen und Mangelversorgung, bekannte Retardierung, verminderte Kindsbewegungen, Unwohlsein, Kopfschmerzen, Anschwellen der Extremitäten, Präeklampsie , Zervixinsuffizienz, Placenta praevia, persistierende Blutungen oder Scheideninfektionen mit einem erhöhten Risiko für einen Blasensprung.
Sportarten mit günstiger Auswirkung für Mutter und Kind
Wandern, Walking, Jogging, Nordic Walking, Skilanglauf, Gymnastik [4],
sportliche Aktivitäten höhenangepasst [10],
Radfahren in der Ebene – hier trägt das Rad das Gewicht und entlastet die Wirbelsäule.
Moderates dynamisches Krafttraining an Geräten oder mit freien Gewichten unter Beanspruchung verschiedener Muskelgruppen kräftigt allgemein und verbessert die Beweglichkeit.
Beim Schwimmen erfolgt durch den hydrostatischen Druck im Wasser eine Umverteilung von Flüssigkeit aus dem extravasalen Raum und den oberflächlichen Venen in die großen venösen Gefäße und damit erhöht sich das intravasale Volumen. Dadurch werden die Nieren vermehrt durchblutet und die Diurese erhöht. Ödeme werden ausgeschwemmt. Entgegen weitläufiger Meinungen ist das Risiko für Vaginal- oder Amnioninfektionen durch Schwimmen nicht erhöht. Darüber hinaus stellt Schwimmen eine gelenkschonende Belastungsform dar. Die Wassertemperatur sollte nicht unter 20°C und nicht über 33°C liegen, um zusätzliche Kreislaufreaktionen zu vermeiden.
Durch entsprechende Übungen zur Kräftigung der Rückenmuskulatur können Rückenschmerzen in und nach der Schwangerschaft vermieden werden. Auf eine richtige Atemtechnik zur Vermeidung eines Valsalva-Manövers ist zu achten.
Bei den aufgeführten Sportarten besteht ein erhöhtes Verletzungsrisiko und bei hoher Belastungsintensität eine deutliche Gefahr für die fetale Mangelversorgung .
Nicht zu empfehlende Sportarten
Sportarten mit erhöhtem Sturz- und Verletzungsrisiko (Reiten, Klettern, alpines Skifahren, Mountainbiking, Eiskunstlauf, Geräteturnen, Wasserski, Surfen, Fallschirmspringen, Gleitschirmfliegen, Bungee-Jumping usw.),
Mannschafts-, Kontakt- und Kampfsportarten (Ballsportarten, Fechten, Judo, Karate, Boxen usw.),
Flaschentauchen (Gefahr von Spontanaborten, teratogene Effekte im 1. Trimenon, erhöhtes Frühgeburtsrisiko, Wachstumsretardierung und Dekompressionskrankheit mit dem Risiko der verschlechterten plazentaren Durchblutung),
körperliche Anstrengungen in großer Höhe, Marathonlauf, Triathlon,
Bodybuilding, Gewichtheben, Kraftsport.
Bei diesen Sportarten ist das Verletzungsrisiko für Mutter und Kind und die Belastungsintensität so hoch oder die Sauerstoffversorgung für das Kind ungewiss, sodass diese Sportarten sich für Schwangere nicht eignen.
Geburt und Wochenbett
Entgegen früherer Auffassungen verläuft die Entbindung einer Sportlerin nicht prinzipiell erschwert. Zwar kann die Austreibungsphase bei einer Leistungssportlerin verlängert sein, jedoch wird die Gesamtgeburtsdauer eher verkürzt. Sportlerinnen haben eine bessere Körperwahrnehmung, können dadurch ihren Körper besser einschätzen und mit Schmerzen entspannter umgehen. Dies wirkt sich trotz eines muskulär besser ausgebildeten Körpers entscheidend auf die Geburtsdauer aus [11].
Der Wochenbettverlauf ist wegen der positiven Auswirkungen der körperlichen Fitness bei Sportlerinnen eher unkompliziert.
Ein systematischer Trainingsaufbau kann 4 Wochen nach der Entbindung bei unauffälligem Wochenbettverlauf beginnen. Dabei muss auf ein langsames, konsequentes Wiederaufbautraining des Sehnen-, Band- und Muskelapparats neben der Wiederherstellung der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit besonderen Wert gelegt werden. Das größte Augenmerk ist auf die erneute Festigung des Beckenbodens und die Verminderung der Rektusdiastase zu legen. Gezieltes Beckenbodentraining sollte als Erstes begonnen und bis zu 6 Monaten fortgesetzt werden.
Der Beginn eines vollen Trainings ist individuell vom Fitnesstand der Mutter abhängig, aber auch davon, ob das Kind gestillt wird [12].
Wenn eine stillende Mutter wieder intensiven Sport treibt, muss sie ihre Trinkmenge nochmals deutlich steigern, um den zusätzlichen Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen zu ersetzen. Anderenfalls geht die Milchbildung zurück. Bei erschöpfender körperlicher Belastung droht auch eine Veränderung der Milchqualität. Die mütterliche Laktazidose führt zu einem säuerlichen Milchgeschmack. Plötzlich schmeckt dem Kind die Muttermilch nach einem intensiven Sportprogramm nicht mehr, die Säuglinge verweigern die Brust. Deshalb sollte eine stillende Mutter auf anaerobe Belastungen verzichten. Weniger...weiter lesen
4D HD ULTRASCHALL
Der 4-D-Ultraschall ist eine Methode der Ultraschalluntersuchung (Sonografie), bei der das Ultraschallgerät ein dreidimensionales Bild des Untersuchungsobjekts in Echtzeit erzeugt.
Aus diesem Grund wird der 4-D-Ultraschall auch Live-3-D-Ultraschall genannt. Verwendet wird er insbesondere im Rahmen der medizinischen Kardiologie und Pränataldiagnostik.
Diese Technik wird seit 2003 in unserer Praxis angeboten und regelmässig auf den neuesten Stand gebracht.
Die ganze Untersuchung kann auf einer DVD mit Tonbeschreibung aufgenommen und auf dem häuslichen DVD Lesegerät wiedergegeben werden. Bringen Sie deshalb eine überschreibbare DVD zur nächsten Untersuchung mit.
BRUSTKREBSBEHANDLUNG
Brustkrebs ist der häufigste bösartige Tumor der Frau - jede neunte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens am Brustkrebs. In den letzten Jahren haben sich die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten bei Brustkrebs erheblich verbessert. Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine optimale Früherkennung und medizinische Krebstherapie nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten innerhalb eines Brustzentrums zu erreichen ist. Das ostbelgische Brustzentrum bietet Ihnen diesen geforderten umfassenden qualitätsgesicherten Diagnose- und Behandlungsstandard. Gynäkologen, Chirurgen, Radiologen, Onkologen, Pathologen und Strahlentherapeuten arbeiten Hand in Hand. Ziel ist eine Rundumbetreuung unserer Patientinnen und die Sicherstellung der Nachsorge.
Unser Brustzentrum führt die Behandlung von Patientinnen mit Brusterkrankungen auf dem höchsten qualitativen Niveau durch.
An unserem Brustzentrum bieten wir das gesamte Behandlungsspektrum, von der Diagnostik über die Operation, die weiterführende Therapie, in Kombination mit naturheilkundlichen Verfahren an.
LÄNGER LEBEN OHNE BRUST
US-Star Angelina Jolie ist für viele der Inbegriff kurvenreicher Weiblichkeit. Jetzt hat sich die „Sexiest Woman alive“ aus Angst vor Krebs die Brüste amputieren lassen. Das ist aber nicht immer der richtige und keinesfalls der einzige Weg.
Der Schnitt ist radikal. Frauen, die ein sogenanntes Brustkrebsgen (BRCA 1, BRCA oder das jüngst entdeckte RAD51C) in sich tragen, haben ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Eine Vorsorgemöglichkeit ist, sich die Brust präventiv abnehmen zu lassen. Das tat jetzt die amerikanische Schauspielerin Angelina Jolie.
In den USA ist diese Methode relativ verbreitet, in Europa ist man eher zurückhaltend wie der Eupener Gynäkologe Paul Baltus erklärt. Er ist Titularchirurg der ostbelgischen Brustklinik in der interdisziplinär zusammengearbeitet wird. In seiner gesamten medizinischen Laufbahn sind ihm bisher nur zwei Fälle der Genmutation untergekommen. In beiden Fällen wurde allerdings nicht für eine Brustamputation optiert.Es handelt sich um ein sehr seltenes Phänomen, das in der Größenordnung von einem Promille auftritt. Das heißt, nur eine von 1.000 Frauen ist betroffen. Und selbst wenn die genetische Fehldisposition vorzeitig entdeckt wird, ist die vorsorgliche Amputation nicht die einzige Strategie, die angewandt werden kann erklärt der Arzt.
Engmaschige Kontrollen sind hierzulande die häufig gewählte Alternative. Diese intensive Früherkennung beinhaltet u. a. klinische Untersuchungen, Mammografien oder Kernspintomografien.Man sollte wissen, dass selbst wenn die Gene vorhanden sind, nicht automatisch eine Krebserkrankung an Brust- oder Eierstöcken erfolgen muss. Ganz wichtig ist auch: Selbst wenn das Brustgewebe entfernt wird, bleibt ein Restrisiko von fünf Prozent, erklärt der Eupener. Bei korrekter Behandlung liege die Heilungschance bei Brustkrebs dank des medizinischen Fortschritts mittlerweile bei 85 Prozent. Abraten möchte Paul Baltus von der - im Fachjargon Mastektomie genannten - Vorsorgeentfernung der Brust jedoch nicht. Es gelte, das Für und Wider gut abzuwägen und sich über sämtliche Alternativmethoden gut zu informieren. Letztendlich ist es eine persönliche Entscheidung, die von Fall zu Fall getroffen werden muss. Es spielen viele Faktoren eine Rolle: Alter, Vorgeschichte, Ängste und vieles mehr, so sein Fazit. Insgesamt hält Paul Baltus es aber für sinnvoll, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen.
Marie-Françoise Fogel, Präsidentin der Selbsthilfegruppe "Vivre comme avant", steht der Öffentlichkeitsoffensive von Angelina Jolie allerdings skeptisch gegenüber. Das sollte jetzt kein Beispiel sein, das Schule macht. Natürlich gibt es momentan viel medialen Wirbel, weil die Schauspielerin weltberühmt ist. Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass es sich bei der prophylaktischen Amputation wegen dieser Brustkrebsgene um einen ganz besonders seltenen Spezialfall handelt. Auch in ihren Augen ist die Information über die eigene Krankheit und Situation das A und O. Ein Gutes hat die Sache ihrer Meinung nach dennoch: Dass mit der US-Schauspielerin nun eine schöne und bekannte Frau offen über ihre intimen Leiden rede und vor allem positiv nach vorne schaue, könne Brustkrebspatienten im Allgemeinen seelisch aufbauen. Genau hier setzt auch die Selbsthilfegruppe an. Es ist ein ziemlicher Schock, wenn man erfährt, dass man an Brustkrebs erkrankt ist. Vor allem weil häufig keine lange Leidensgeschichte vorangeht. Der Boden wird einem regelrecht unter den Füßen weggezogen. Gestern fühlte man sich noch kerngesund und heute ist man plötzlich sterbenskrank. Die Assoziation von Krebs und Tod drängt sich außerdem fälschlicherweise sofort auf, berichtet sie aus Erfahrung. Auch die Frage nach der eigenen Weiblichkeit beschäftigt die Patientinnen bei einer Amputation oder Teilresektion häufig. Die Brust zählt zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen der Frau. Als erogene Zone spielt sie in der Sexualität eine wichtige Rolle. Es gibt Frauen, die durch Stimulation der Brustwarzen beispielsweise einen Orgasmus erreichen können. Selbst bei den - häufiger als Amputationen angewandten - brusterhaltenden Operationen, kommen bei manchen Frauen Ängste in Bezug auf ihre Ganzheit und Weiblichkeit auf. Ich selber habe mich nicht weniger als Frau gefühlt. Das wäre nicht die richtige Ausdrucksweise. Aber die Brustkrebsbehandlung ist schon ein verletzender Eingriff in die physische Weiblichkeit. Es braucht lange Zeit, bis eine innere Akzeptanz gegenüber dieser körperlichen 'Verstümmelung' einsetzte, gesteht Marie-Françoise Fogel.
Nicht zu vergessen sind unabhängig davon die Schuldgefühle, die sich bei vielen Patienten mit Erbkrankheiten oftmals einstellen. Für jeden, der Kinder hat, ist die Zeit des Zitterns nach der eigenen positiven Behandlung noch nicht vorüber, da die Möglichkeit gegeben ist, dass der Krebsauslöser auch an den Nachwuchs weitergegeben wurde - sowohl an Töchter als auch an Söhne. Denn auch bei Männern kann die Genmutation zu einem erhöhten Brust- oder Prostatakrebsrisiko führen.
9.400 neue Fälle von Brustkrebs in Belgien pro Jahr
Ein Problem, das für Angelina Jolie wohl mehr als nebengeordnet sein dürfte, ist die Kostspieligkeit des gesamten Eingriffes - vom Gentest über die Amputation bis zur Wiederherstellung der Brust.
In Belgien liegt die Gebührenrechnung für den Gentest bei 155,06, Euro - wovon das Landesinstitut für Kranken- und Invalidenversicherung (Likiv/Inami) den größten Teil übernimmt (zwischen 155,06 und 146,38 Euro). Laut den Angaben des Likiv haben sich im Jahr 2011 insgesamt 195 Frauen ohne vorliegende Krebserkrankung die Brüste amputieren lassen. Unklar ist, wie viele dieser Fälle auf Geschlechtsumwandlungen zurückzuführen sind, die mit dem Krebsrisiko nichts zu tun haben. Die meisten OPs erfolgten jedoch, weil die Frauen bereits Brustkrebs hatten: 178 im Jahr 2011. Die anschließende Wiederherstellung der Brust kann über Implantate erfolgen. Die Kosten liegen zwischen 400 und 1.000 Euro pro Brust und werden im Fall der prophylaktischen Amputation rückfinanziert.
Länger leben ohne Brust? Auf diese provokative Frage gibt es demnach keine allgemeingültige Antwort. Die vorsorgliche Mastektomie ist nur ein gangbarer Weg, keine Pauschallösung für alle. Sie darf und soll nur ein Einzelfall bleiben.